Bordairline 2009 – Locarno Lago Maggiore
carpe diem – Genieße den Tag!
Mit viel Vorfreude auf das Wochenende fuhren wir an den Lago Maggiore. Nach unserem fünften Platz bei den Crossalps 2009 wollten wir nun richtig anpacken, um eine gute Gesamtplatzierung der drei Wettbewerbe Crossalps Hochries, Bordairline Locarno und Lienz nicht aus den Augen zu verlieren.
Bei den Vorbereitungen zu Hause hatten wir uns schon eine Route ausgedacht; von Locarno nach Westen Richtung Domodossola, Italien. Ein langes Tal mit viel Wald, sehr wenigen Landeplätzen, aber in direkter Linie von Start und Ziel gelegen.
Doch das Briefing am Freitagabend machte diesen Plan erstmal zunichte. Die Windprognose sprach für Samstag von 25 Knoten Wind aus südöstlicher Richtung. Am Sonntag weiterhin Wind aus Südosten, aber mit geringerer Stärke. Ans fliegen war erstmal nicht zu denken.
Was nun? Sollen wir doch eine ganz andere Route nehmen, Richtung Comer See?
Wir waren unentschlossen! Aber unserem Motto treu genossen wir den Abend und warteten auf den Start.
Samstagmorgen, 7:00 Uhr, wir haben uns entschieden. Wir nehmen die Richtung nach Osten, Comer See. Am Start angekommen, berieten wir uns noch mal mit einigen Mitstreitern und den Verantwortlichen über die momentane Windsituation und die Möglichkeit die 20% Flugleistung bei diesem Wettbewerb zu erfüllen.
7:45 Uhr die letzte Entscheidung ist gefallen, der erste Gedanke ist immer der beste.
Mit Werner Schütz und Stefan Wiebel machten wir uns auf den langen Fußmarsch und nahmen die ursprünglich ausgedachte Route Richtung Domodossola.
An wunderschönen Gumpen vorbei marschierten wir die engen Straßen Richtung italienischer Grenze. Gegen 18:00 Uhr und ca. 30 km Marsch entschlossen wir uns zu einer größeren Pause.
Gestärkt griffen wir alle zusammen gegen 19:00 Uhr den nordwestlich gelegenen 2011m hohen Berg an. Jetzt musste es schnell gehen! Wenn wir heute noch fliegen wollten, müssten wir spätestens in eineinhalb Stunden starten, um pünktlich zum Sonnenuntergang zu landen.
Wir begannen zu laufen und ließen unsere zwei Kameraden hinter uns. Wir liefen durch bis wir den Gipfel erreichten. Der Wind stand gut und wir starteten ziemlich ausgepumpt, aber freudestrahlend in den Sonnenuntergang. Das Matterhorn zeigte uns den Weg – immer Richtung Westen. Wir überflogen die Berghänge nordöstlich von Domodossola, überquerten das vor uns liegende Tal, drehten um und landeten überglücklich zwischen unendlichen vielen Stromleitungen auf einer vorher gut ausgesuchten Landewiese.
Der Wendepunkt war somit erreicht und wir mussten den Nachhauseweg antreten. Der letzte Marsch für diesen Tag führte uns den Startberg von seiner Südostseite wieder hinauf, bis wir einen vermeintlich guten Schlafplatz für die Nacht erreichten, auf einer Wiese unter einer Kirche.
Nach vier Stunden Schlaf mit halbstündiger Weckung durch die Kirchenglocke schleppten wir uns am nächsten Morgen den Berg weiter hinauf. Nach drei Stunden Fußmarsch kamen wir völlig fertig am Startplatz an.
Das Matterhorn grüßte im Morgenlicht und wir starteten Richtung Ziel. Nach ca. 7 km Flug landeten wir auf einer der wenigen Wiesen unten im Tal. Für die bevorstehenden 25 km stärkten wir uns noch mal mit einem Frühstück und marschierten los. Nur der Sprung in die kühlen Gumpen blieb uns leider verwährt, da wir pünktlich ohne Stress im Ziel ankommen wollten.
Um kurz nach drei erreichten wir schließlich etwas kaputt, aber völlig zufrieden den Hafen in Locarno, das Ziel des Wettbewerbs.
Nach kurzen Besprechungen mit den anderen Teilnehmern wurde uns klar, dass wir gut dabei waren, aber für den Sieg vielleicht einmal zu sehr den Tag und die Pausen genossen zu haben. Das macht aber nichts – wir haben ja nur unser Motto erfüllt.
Somit möchten wir uns bei allen Beteiligten herzlich für diesen tollen und gelungenen Wettbewerb bedanken und gratulieren dem Paul zu seiner starken Leistung.
Herbert und Georg